Kaufte man in den 90er Jahren ein Spiel für die Konsole, so musste man dabei noch zum Händler des Vertrauens pilgern, das Spiel physisch kaufen und sich wieder auf den Heimweg machen. Heute benötigt es nur noch wenige Klicks, um den Download eines neuen Titels zu starten und auf dem PC, Smartphone oder der Konsole zu spielen. Dabei werden am laufenden Band Daten gesammelt. Doch was passiert mit diesen Daten? Wie viel Privatsphäre kann ein Spieler heutzutage überhaupt noch haben? Wir finden es heraus!
Jedes Spielgerät ist Multimedia-Tool
Simple Konsolen ohne Internetzugang, wie man es noch vor einigen Jahren kannte, sind heute völlig obsolet geworden. Spieler benötigen die Verbindung zum Netz, um neue Games herunterzuladen oder sich in Spielen mit Freunden virtuell zu treffen. Und selbst jene Spieler, die Offline-Games bevorzugen und sogar noch physische Discs kaufen, sind mit dem Internet verbunden. In ihrem eigenen Online-Konto wird alles vermerkt, was Belang haben könnte: von den verbrachten Spielstunden bis zu jeder verdienten Trophäe. Was der Nutzer als interessante Statistik wahrnimmt, kann für Marktforschung und Co. zum wertvollen Datenpool werden.
Dazu kommt, dass auf jedem Spielgerät verschiedene Nutzungsbereiche möglich sind. Auf der PlayStation werden Netflix und Spotify installiert, das Smartphone verbindet mobile Spiele mit sozialen Netzwerken. Die Kombination aus verschiedenen Accounts und Profilen lässt ein klares Bild darüber entstehen, wer der Nutzer eigentlich ist. Was sind seine Vorlieben und Geschmäcker? Wie verbringt er gerne seine Freizeit? Aus simplen Datenmengen können bereits komplexe Schlussfolgerungen gezogen werden.
Der gläserne Gamer und sein Profil
Dadurch, dass wir unsere Geräte täglich mit Daten füttern, entsteht ein relativ akkurates Bild des Nutzers. So können bspw. unsere täglichen Routinen durch die Uhrzeiten, an denen wir online sind, festgestellt werden. Wann sind wir besonders in Kauflaune? Wann wirken sich Werbeschaltungen besonders verlockend an?
Immer mehr Spiele fordern uns außerdem dazu auf, moralische Entscheidungen zu treffen. Games wie Detroit: Become Human, Heavy Rain oder die gesamte Telltale-Sammlung basieren auf diesem Prinzip. Am Ende eines Levels erfahren Spieler, ob sie statistisch ähnlich wie andere entschieden haben. Dies zeigt bereits, dass die Daten zu verschiedenen Meinungen gesammelt und archiviert werden. Ob daraus weitergehende Schlüsse gezogen werden, ist nicht ganz klar. Das Potenzial solcher Persönlichkeitsdaten ist jedoch enorm.
Sind VR-Headsets besonders bedenklich?
VR-Technologien begeistern seit Jahren die Games-Branche. Durch die Headsets können Spieler auf einem neuen Level Immersion erleben und tief in Geschichten eintauchen. Dabei ergeben sich jedoch neue Bedenken beim Thema Privatsphäre und Datenschutz. VR-Headsets und die dazugehörigen Controller können räumliches Tracking nutzen, um die Bewegungen der Spieler aufzuzeichnen. Dabei können sie jedoch auch Daten über den Wohnraum sammeln. Zukünftig könnten sogar die Augenbewegungen und andere Teile der Mimik abgespeichert werden.
Schon lange wird smarten Geräte vorgeworfen, ihre Besitzer heimlich auszuspionieren. Jeder kennt mittlerweile, dass plötzlich eine passende Werbung auftaucht, nachdem man in der Nähe des eigenen Smartphones über ein Produkt gesprochen hat. Dass jedoch nicht nur Smartphone, Smartwatches oder virtuelle Sprachassistenten mit ihm Boot sitzen könnten, lässt viele Gamer schlucken. Auch ihre liebsten Spielgeräte sind beim Thema Datenschutz nicht immer freundlich gestimmt. Umso wichtiger ist es, die Nutzung von Geräten zu hinterfragen und verknüpfte Konten bewusst voneinander zu trennen.
Der Datenschutz ist im Gaming-Bereich alles andere als ideal. Weil wir Lust auf Games haben, erlauben wir viele Zugriffe von Apps und Programmen, die wir in anderen Fällen verweigern würden. Doch sind wir auch damit einverstanden, dass unsere Entscheidungen gespeichert werden oder akzeptieren sogar, dass unsere täglicher Zeitplan beobachtet wird? Vielen Spielern sind diese Datenspeicherungen gar nicht bewusst. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Spiele und Geräte in Zukunft noch tiefgreifender in unsere Privatsphäre eingreifen. Schon heute fühlen sich viele Menschen durchleuchtet, das Sammeln von Daten hört jedoch hier nicht auf.