Haben Videospiele und die wissenschaftliche Forschung etwas gemeinsam? Die überraschende Antwort: Ja! Und zwar mehr, als viele Menschen vielleicht denken würden. Beide Bereiche nutzen innovative Technologien, die am laufenden Band verbessert werden. Entwicklungen im Games-Bereich können dabei ebenfalls in der Wissenschaft eingesetzt werden – und umgekehrt. So beflügeln sich die beiden Disziplinen gegenseitig.
VR und AR haben viele Einsatzmöglichkeiten
In den letzten Jahren haben sich die digitalen Realitäten VR und AR in der Spielebranche durchgesetzt. Immer mehr Games werden seither mit einem VR-Headset gespielt oder vermischen die echte Umgebung, die per Kamera aufgenommen wird, mit digitalen Inhalten. Spieler erleben dadurch ein hohes Level an Immersion und können gänzlich in die spannenden Titel eintauchen. Aber auch in der Wissenschaft findet man zahlreiche Einsatzmöglichkeiten.
Um Forschung möglich zu machen, müssen Wissenschaftler oftmals nach dem „Trial-and-Error“-Prinzip vorgehen. Dabei testen sie mögliche Theorien und finden heraus, ob die Resultate so aussehen, wie sie es sich vorgestellt haben. Solche Versuche verbrauchen oftmals viele Ressourcen. Mit der virtuellen Realität werden jedoch Simulationen möglich, die jederzeit neu gestartet oder umgestaltet werden können. Nicht immer können solche Simulationen realistische Ergebnisse liefern, die Technologien werden jedoch stetig ausgereifter.
Interaktives Lernen steigert Verständnis
Theoretische Forschungskonzepte können oftmals das Vorstellungsvermögen übersteigen. Dabei helfen digitale Visualisierungen, die Ideen greifbarer machen. Videospiele und interaktive Anwendungen helfen wissenschaftlichen Studenten und Mitarbeitern außerdem dabei, Prozesse schneller zu erlernen. Der Einsatz von Videospiel-ähnlichen Inhalten für Lehrmethoden wird dabei als „Gamification“ bezeichnet. Durch Elemente aus Spielen wird nicht nur der Spaß am Lernen gefördert, sondern auch die Aufnahmefähigkeit gesteigert.
Außerdem bieten die Technologien ein Lernfeld in Bereichen, in denen das reale Training nicht möglich ist. So nutzen bspw. Medizinstudenten VR und AR, um an virtuellen Patienten ganze Operationen durchzuführen. Dabei entwickeln sie echte Fähigkeiten, ohne das Leben eines Menschen zu gefährden. Gleichzeitig werden die Technologien in Therapien eingesetzt, um Schmerzen und Ängste zu lindern. Das Potenzial ist allerdings noch lange nicht ausgeschöpft.
Hohe Budgets im Gaming-Sektor
Im letzten Jahrzehnt hat die Gaming-Branche neue Dimensionen angenommen. 2024 soll laut Prognose ein weltweiter Umsatz von 288 Milliarden US-Dollar mit Videospiele eingenommen werden. Bei solchen Budgets ist es kein Wunder, dass Technologien mit rasantem Fortschritt weiterentwickelt werden können.
Während es in der Games-Branche keinesfalls an Mitteln fehlt, befindet sich die Forschung oftmals auf dem Trockenen. Genau aus diesem Grund nutzen Wissenschaftler Erkenntnisse und Technologien aus anderen Sektoren. Der digitale Fortschritt der Spielewelt beflügelt damit zahlreiche Forschungsprojekte und gibt ihnen die nötigen Tools in die Hand.
Forschung an der KI
Kann die Wissenschaft auch die Welt der Videospiele beeinflussen? Ja, denn auch hier gibt es viele Überschneidungen. Derzeit entwickelt man eifrig an künstlichen Intelligenzen, die nicht nur den Arbeitsmarkt sondern unser gesamtes Leben revolutionieren sollen. Mit Anwendungen wie ChatGPT können nicht nur die eigenen Bewerbungstexte aufgepeppt werden, sondern auch Bilder erstellt oder sogar ausgeklügelte Codes in verschiedenen Programmiersprachen erzeugt werden.
Die KI steckt außerdem hinter vielen Programmen und Anwendungen. In Videospielen wurden lange Zeit Computergegner als künstliche Intelligenzen bezeichnet. Allerdings führten diese ihre Angriffe nach einem festen Schema aus – intelligent war daran wenig! Einige Spiele setzen mittlerweile jedoch auf echte KIs. So können besonders knifflige Gegner aus den Aktionen eines Spielers lernen und sich anpassen. Dadurch werden zukünftige Attacken besser geplant und Spieler müssen ihre Strategie ständig ändern.
Einige KIs können sich sogar bereits gesamte Spiele ausdenken. Eines der ersten, gänzlich von einer KI erstellten Games nennt sich The Amuletum Amoris. Der Titel wurde durch GPT-3 und Midjourney gestaltet und bietet ein interessantes RPG-Erlebnis. Klar ist, dass es immer noch menschlichen Input benötigt, um großartige Spiele zu erzeugen. Allerdings ist die KI aus der Spieleentwicklung heute kaum noch wegzudenken.
Wissenschaft und Videospiele beeinflussen sich mittlerweile gegenseitig. Die Forschung nutzt dabei zahlreiche Technologien, die aus dem Games-Sektor kommen. Gleichzeitig bauen Videospiele auf die Forschung, die künstliche Intelligenzen vorantreibt. Mit dieser Symbiose hätte wohl niemand gerechnet!