Moderne Videospiele bieten einen Raum, in dem viel mehr als nur auf die Tasten gehauen werden kann. Stattdessen können Spieler in komplexe Welten eintauchen und mitreißende Schicksale miterleben. Dabei punkten vor allem Narrative Games, bei denen die Handlung klar im Vordergrund steht. Viele dieser Spiele vernachlässigen ein aufwendiges Gameplay und fokussieren sich ganz auf das Storytelling. So entstehen Titel, die von vielen als interaktive Filme bezeichnet werden.
Quantic Dream als Vorbild des interaktiven Films
Ein Spielentwickler hat das Genre des interaktiven Films stärker vorangetrieben als alle anderen. Die Rede ist von dem französischen Studio Quantic Dream. Der Begründer David Cage hatte eine ganz eigene Vision für seine Projekte und brachte frischen Wind in die Welt der Videospiele. Mit dem Titel Fahrenheit bewies er 2005 eindrucksvoll, wie Spiel und Film miteinander verschmelzen können.
Weit bekannter ist jedoch das Game Heavy Rain, das 2010 folgte. Heavy Rain überzeugte nicht nur durch seine geniale Storyline, sondern begeisterte dazu noch mit großartigen Grafiken. Um die Mimik und Gestik der Charaktere realistisch darzustellen, wurde Motion Capture eingesetzt. Echte Schauspieler spielten selbst kleinste Bewegungen in speziellen Anzügen ein, die später auf die animierten Modelle übertragen wurden. So schaffte es Quantic Dream, echte Emotionen zu übermitteln.
Von Beyond: Two Souls bis Detroit: Become Human
Nachdem Heavy Rain zum großen Erfolg wurde, arbeitete Quantic Dream weiter an zahlreichen Projekten. Für das Spiel Beyond: Two Souls holte sich der Entwickler sogar Hollywood-Stars ins Team. Die Schauspieler Elliot Page und Willem Dafoe übernahmen dabei die Hauptrollen. So wurde die Verbindung zum Film weiter gestärkt. Spieler können in dem Game zahlreiche Entscheidungen treffen und müssen einige Action-Sequenzen meistern. Auf ein komplexes Gameplay wurde allerdings auch hier verzichtet.
Im darauffolgenden Titeln Detroit: Become Human konnte man bereits erkennen, dass die Formel des Studios perfekt ausgereift war. Das Spiel aus 2018 brachte erneut echte Schauspieler ins Spiel, um realistische Reaktionen zu kreieren. Obwohl die meisten Charaktere im Game tatsächlich Androiden sind, sollten diese für die Spieler nicht sofort erkennbar sein. Das ist Quantic Dream gekonnt gelungen.
Vielseitige Zugänge zu Narrative Games
Mit seiner breiten Palette an Narrative Games hat Quantic Dreams den Markt maßgeblich geprägt. Damit ist der Entwickler aber nicht der einzige. Einen ganz anderen Zugang haben etwa die Macher der Telltale Gamesgefunden. In Spielen wie der The Walking Dead-Reihe oder The Wolf Among Us dreht sich ebenfalls alles um die Entscheidungen, die ein Spieler trifft.
Statt auf realistische Grafiken zu setzen, baut Telltale allerdings auf einen eigenen visuellen Stil. Dieser zieht sich durch alle Titel des Entwicklers und hat damit einen starken Wiedererkennungswert. Die Spiele sind so aufgebaut, dass unzählige Enden möglich sind. Jede getroffene Entscheidung kann Spieler in der Geschichte in eine völlig andere Richtung bringen. So macht es Spaß, die Games immer wieder zu spielen.
Auch ein Indie Studio begeisterte vor einigen Jahren mit einem genialen Narrative Game. Das Spiel Life is Strange wurde schnell zum Spielerfavoriten, seither sind zwei weitere Ableger erschienen. Im Oktober 2024 folgt eine weitere Fortsetzung unter dem Namen Life is Strange: Double Exposure. Ähnlich wie bei anderen Narrative Games stehen bei dieser Spielreihe Kampf und Action nicht im Vordergrund. Deshalb ist die Protagonistin Max nicht mit einer Waffe ausgestattet, sondern hat stattdessen eine Kamera, mit der sie Schnappschüsse machen kann.
Narrative Games schließen die Lücke zwischen Film und Spiel, wie es sonst nur Videospiel-Adaptionen können. Obwohl sie vom Spieler gesteuert werden können, dreht es sich in diesen Games nicht um reine Action. Interessante Dialoge und mitreißende Handlungsstränge stehen hingegen im Vordergrund. Spieler wählen zwischen Antworten und entscheiden sich für bestimmte Handlungen. Damit beeinflussen sie maßgeblich den Spielverlauf und das Ende der Geschichte. Somit lassen sich Narrative Games problemlos mehrmals spielen.