Stigma: Erwachsene Gamer und Geeks kämpfen mit Klischees 

Viele Gamer und Geeks kennen das Problem: Bestehende Klischee über sie lassen sich nur schwer auflösen, wodurch sie sich immer wieder für ihre Hobbys rechtfertigen müssen. Das betrifft vor allem erwachsene Menschen, die ihrer Leidenschaft nachgehen und in ihrer Freizeit in Videospiele, Comics und Co. eintauchen wollen. Obwohl die Gaming-Landschaft mittlerweile stark gewachsen ist, halten sich einige Narrative hartnäckig. Wir sehen uns die Stigmatisierung erwachsener Geeks und Gamer einmal genauer an!

Das Klischee des Hardcore-Gamers

Als Videospiele ihren ersten Hype erlebten, entstanden bereits Klischees zu Gamern. Wer gerne und regelmäßig spielte, wurde oftmals als sozial isoliert porträtiert. Das Klischee des Hardcore-Gamers sah dabei ungefähr so aus: Ein Spieler sitzt in einem abgedunkelten Zimmer vor seinem PC oder einem Fernseher mit Konsole. Mit Kopfhörern schottet er sich von der Außenwelt ab und taucht ganz in das Game ein. Sessions dauern stundenlang, dabei wird das Leben außerdem des Gaming-Zimmers völlig vergessen.

Mythen über Spieler, die beim Zocken von Titeln wie World of Warcraft so lange vergessen hatten zu trinken, dass sie verdurstet wären, kursieren bis heute im Netz. Sie verhärteten schon damals das Klischee des Hardcore-Gamers und verstärkten das Vorurteil, das Gaming ungesund sei. Während es extreme Spieler in Einzelfällen sicherlich gab, sieht die breite Masse jedoch ganz anders aus.

Gaming: Ein Hobby für Kinder und Teens?

Ein weiteres Klischee besagte schon früh, dass Videospiele nur für die junge Generation ausgelegt wurden. Das hing unter anderem mit den einfachen, oftmals niedlichen Grafiken zusammen, die besonders bei den ersten populären Spielen zum Einsatz kamen. Heute sieht die Welt der Videospiele jedoch ganz anders aus. Eindrucksvolle Designs, hochauflösende Grafiken und komplexe Gameplays zeigen, dass die Zielgruppe der Erwachsenen einen klaren Platz im Gaming hat. Viele Spiele sind außerdem auf Grund ihrer Brutalität oder anzüglicher Inhalte erst ab 18 Jahren freigegeben.

Damit steht fest: Erwachsene Gamer sind ein fester Bestandteil der Community. Gleiches gilt natürlich für Geeks, die z. B. Comicbücher und ihre Verfilmungen feiern. Hier konnte man in den letzten Jahrzehnten eine besonders starke Veränderung wahrnehmen. So werden bspw. Filme aus dem Marvel-Universum heute für ein erwachsenes Publikum kreiert und sind lange keine reinen Jugend-Streifen mehr.

Stigmatisierung hält an – aber warum?

Die Stigmatisierung von Gamern und Geeks im Erwachsenenalter bleibt jedoch weiterhin bestehen. Obwohl in Deutschland mittlerweile knapp jeder Zweite Spiele konsumiert, sind leidenschaftliche Gamer weiterhin mit Vorurteilen konfrontiert. Wer bspw. auf dem Smartphone spielt oder nur gelegentlich ein Videospiel kauft, fühlt sich dieser Gruppe oftmals nicht zugehörig. Damit bleiben passionierte Spieler in der öffentlichen Meinung weiterhin mit ihren Stereotypen verknüpft. 

Gefüttert werden Klischees durch Darstellungen von Gamern und Geeks in den Medien. Serien wie The Big Bang Theory oder The IT Crowd bieten ein klassisches Beispiel dafür. Während diese Parodien bei vielen Spielern nur für ein Schmunzeln sorgen, können sie bei einigen Menschen zu Schamgefühlen und dem Rückzug aus dem sozialen Leben führen. Für sie kann sich das soziale Umfeld gänzlich in die digitale Welt verlagern, wo ihnen jedoch der direkte Kontakt fehlt.

Lösen eSports das Problem?

Dank eSports haben viele Menschen das Interesse an Gaming entdeckt und sogar ihre Meinung zu Spielerklischees geändert. Seit dem Aufkommen der internationalen Turnierszene sind Gamer, die ihr Leben dem Zocken gewidmet haben, nicht mehr einsame Geeks sondern Helden des Sports. Die professionellen Gamer haben ein für alle Mal bewiesen, dass Videospiele nicht nur als simpler Zeitvertreib dienen, sondern Skills und mentale Stärke erfordern.

Als Helden der Gaming-Welt werden sie von ihrer Fanbase gefeiert, trotzdem kämpfen eSports immer noch um die Anerkennung als echter Sport in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz. Obwohl diese offiziellen Bestätigungen bisher ausgeblieben sind, haben eSports den öffentlichen Diskurs stark geprägt. Ob sie damit endgültig die Stereotypen für erwachsene Gamer und Geeks auflösen können, ist jedoch fraglich.

Nach ihrer Jugend müssen sich Gamer und Geeks für ihre Leidenschaft häufig rechtfertigen oder werden belächelt. Das ist umso spannender, bedenkt man, dass etwa die Hälfte der Deutschen auf einem ihrer Geräte Spiele konsumiert. Trotzdem grenzen sich weiterhin viele von den Klischees der Hardcore-Gamer ab, wodurch diese jedoch verfestigt werden.