Mentale Gesundheit: Diese Auswirkungen hat Gaming auf die Psyche

Für viele Menschen sind Videospiele aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie genießen die digitale Unterhaltungsform auf ihrem Smartphone, dem PC oder beliebten Konsolen und sehen dies als wertvolle Freizeitgestaltung. Wie sich das auf die mentale Gesundheit auswirkt, lässt sich nicht so einfach sagen. Schließlich hat Gaming sowohl zahlreiche Vorzüge als auch einige klare Nachteile. Wir sehen uns beide Seiten genauer an!

Kognitive Fähigkeiten und Stimulation

Videospiele können dabei helfen, kognitive Fähigkeiten zu verbessern und das Gehirn zu trainieren. So werden bspw. die Hand-Augen-Koordination und die Reaktionsgeschwindigkeit gestärkt. Aber auch räumliches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und die Aufmerksamkeitsspanne werden beim Spielen auf die Probe gestellt – und im besten Fall gesteigert. So kann das Gehirn auf spielerische und unterhaltsame Weise gefordert und stimuliert werden. 

Wichtig ist dabei natürlich die Auswahl des Games. Von komplexen Action-Adventures über Rennspiele bis zu Logikrätseln kann das Köpfchen ordentlich profitieren. Wird Gaming allerdings zur dauerhaften Alternative für analoge Hobbys, können sich gewisse kognitive und soziale Fähigkeiten auch verschlechtern.

Anspannung: Von Stressabbau bis Frustration

Nach einem stressigen Tag können Videospiele zur Entspannung genutzt werden. Dazu werden z. B. entschleunigende Indie-Games wie Stardew Valley genutzt, in denen Spieler ganz in ihre eigenen Welten eintauchen können. Statt schneller Reaktionen wird hier auf ein langsames, gemütliches Gameplay gesetzt. Was für manche Entspannung bedeutet, wirkt auf andere eher langweilig. 

Sie nutzen stattdessen actionreiche Titel, um sich mental auszupowern und auf andere Gedanken zu kommen. Während einige Gamer bspw. bei brutalen Action-Games wie God of War eine emotionale Entladung verspüren, empfinden andere diese erst recht als psychischen Stress. Außerdem können besonders knifflige Games – z. B. aus dem Soulslike-Genre – zu einer starken Frustration führen. Hier wird klar: Es ist ein schmaler Grat zwischen Entspannung und Anspannung durch Videospiele.

Soziale Interaktionen vs. Isolation

Lange herrschte ein starkes Klischee von Gamern vor: Man stellte sich vor, dass leidenschaftliche Zocker den ganzen Tag im abgedunkelten Spielzimmer verbringen würden, ohne mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Was früher vielleicht für einige Hardcore-Gamer gestimmt hat, hat heute nur noch wenig mit der Realität zu tun. Das liegt unter anderem daran, dass die beliebtesten Spiele online stattfinden und soziale Interaktion einen wichtigen Teil davon ausmachen. Viele Gamer schließen online sogar Freundschaften oder schließen sich Teams an, mit denen sie sich laufend austauschen.

Trotzdem empfinden die meisten den Kontakt online nicht vergleichbar mit Beziehungen, die offline stattfinden. Wer sehr viel Zeit innerhalb der digitalen Welten verbringt, hat weniger Zeit für analoge Treffen und fühlt sich früher oder später isoliert. Besonders für junge Menschen ist es wichtig, Freundschaften außerhalb der Videospiele zu pflegen und Erlebnisse im Hier und Jetzt zu kreieren – ansonsten leidet die Psyche.

Haben Videospiele Suchtpotenzial? 

Wer Videospiele in einem normalen Ausmaß konsumiert, kann die meisten negativen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit vermeiden. Erst bei einem übermäßigen Konsum werden Themen wie soziale Isolation, Schlafmangel oder Konzentrationsschwierigkeiten als mögliche Folge beobachtet. Dabei stellt sich jedoch die Frage: Wie einfach ist es, einen guten Umgang mit Videospielen zu finden? Haben diese vielleicht sogar ein Suchtpotenzial?

Die meisten Games sind zwar stimulierend und unterhaltsam, zielen jedoch nicht darauf ab, Spieler nonstop im Bann zu halten. Gamer können zwar auch bei diesen Titeln ein Suchtverhalten entwickeln, dies lässt sich jedoch meist auf andere Umstände wie die allgemeine Zufriedenheit, Stress oder psychische Probleme zurückführen. Anders sieht dies jedoch bei Online-Games aus, die extra so gestaltet werden, um laufend Dopaminausschüsse zu produzieren. Dies wird bspw. durch bestimmte Belohnungssysteme und Wettkampfmechaniken erzeugt. 

Wenn es Spielern schwerfällt, das Spiel zu stoppen, und gleichzeitig wichtige Bereiche des täglichen Lebens vernachlässigt werden, kann eine Sucht dahinterstecken. Die sogenannte Internet Gaming Disorder wird mittlerweile sogar von der WHO anerkannt. Betroffenen können in Deutschland verschiedene Beratungs- und Therapiemöglichkeiten in Anspruch nehmen.

Videospiele können sich sowohl positiv als auch negativ auf die mentale Gesundheit auswirken. Während sie die kognitiven Fähigkeiten verbessern und beim Stressabbau helfen können, werden sie auch für soziale Isolation und Konzentrationsschwierigkeiten verantwortlich gemacht. Ein gesunder Umgang mit Videospielen, der eine gewisse Dauer nicht überschreitet, ist deshalb besonders wichtig.